2-layers-1-4-2

2-layers (1)

m-mobile4-2

m.mobile4

Der Geburtsort  des Theaters

premiera_baletu_pyrrus

Premiera_baletu_Pyrrus

Augustus II. baute und erneuerte mehrere Theatersäle in Warschau (zu dieser Zeit gab es in der Stadt kein separates Theatergebäude). Neue Bühnen wurden im Warschauer Königsschloss, im prominenten Wohnviertel Ujazdów und im Sächsischen Palais errichtet. Der König gab gerne Aufführungen bei französischen, italienischen und deutschen Theatertruppen in Auftrag. 
Das Theater im Sächsischen Palais wurde 1724 im Nordflügel der königlichen Residenz gebaut. Auf beiden Seiten der Bühne befanden sich Logen, im Publikum waren fünf lange, mit rotem Stoff bezogene Bänke aufgestellt. Der Vorhang war in Gelb und Blau gemustert. Im Jahr 1735 wurde der Theatersaal auf Wunsch der Königin Maria Josepha in eine Schlosskapelle umgewandelt.

Molièr im Sächsischen Garten

Augustus III. teilte die Leidenschaft seines Vaters für das Theater in all seinen Formen. Die italienische Oper lag ihm besonders am Herzen. Daher wundert es nicht, dass er beschloss, das erste öffentliche Opernhaus Polens zu bauen, die &#8220;Operalnia&#8221; (die auch den Bürgern der Stadt offen stand).
Das Opernhaus (an dessen Bau 229 Arbeiter, darunter 134 Zimmermänner und 24 Steinmetze, beteiligt waren) befand sich im südwestlichen Teil des Sächsischen Gartens in der Królewska-Straße. Die feierliche Eröffnung des Gebäudes fand am 3. August 1748, dem Namenstag des Königs, statt.
Nach dem Vorbild des Kleinen Theaters in Dresden setzte sich die &#8220;Operalnia&#8221; (mit einer Fassade im Stil eines italienischen Barocktheaters) aus einem Vestibül mit Treppenaufgängen, einem hufeisenförmigen Zuschauerraum und einer Bühne zusammen. Räume für Dekorationen und die Bühnenausstattung befanden sich in einem zusätzlichen Gebäude.
Die Zuschauer konnten auf Stühlen und sieben Bankreihen Platz nehmen; außerdem gab es vier Etagen mit Logen. Für die königliche Familie gab es auch zwei königliche Logen. Von der Größe des Theaters zeugt die Tatsache, dass es für mehr als fünfhundert Personen bestimmt war.
Der Eintritt zu den Aufführungen, bei denen es sich hauptsächlich um italienische Opern und Komödien sowie um Ballett handelte, war oftmals umsonst. Wenn einer Aufführung eine schwache Zuschauerzahl drohte, wurden Passanten aufgefordert, ins Theater reinzuschauen. Der König mochte es nämlich von seiner Loge aus ein großes Publikum zu beobachten. Außerdem wunderte er sich (so beschrieb es zumindest Jędrzej Kitowicz in seinen Memoiren), warum diese kostenlosen Theaterspiele bei den Bürgern Warschaus nicht sehr populär waren. &#8220;Und als er sah, dass die Operalnia nicht mit Zuschauern gefüllt war, wunderte er sich über den polnischen Mangel an Geschmack, der nicht nach Vergnügungen fürs Auge und Ohr suchte. Belustigungen, die doch umsonst waren und für welche die einfachsten Leute in anderen Ländern gerne zahlen würden&#8221;.

Die "Operalnia"

Die Uraufführung von &#8220;Natręci&#8221; ist für die polnische Kultur von großer Bedeutung, denn es war das erste Mal in der Geschichte, dass ein polnisches Opernensemble auftrat. Das Stück selbst wurde speziell für diesen Anlass geschrieben &#8211; König Stanisław II. August Poniatowski kündigte einen Wettbewerb für ein Werk in polnischer Sprache an, weil er sich ein neues Repertoire für sein neues Unterfangen wünschte.
So entstand das polnische Nationaltheater.
Die Künstler, die in &#8220;Natręci&#8221; auftraten, waren keine Profis im heutigen Sinne des Wortes. Die Vervollständigung des Ensembles  mit etwa einem Dutzend Männern und Frauen kostete den königlichen Hof viel Mühe (die Schauspieler wurden aus Studenten der Jesuiten-Theater rekrutiert), und die Einweisung in die Geheimnisse des Schauspielhandwerks war langwierig und intensiv (Fürst Adam Czartoryski persönlich gab der Theatergruppe Rezitations-Unterricht). Trotz allem war die polnische Uraufführung ein großer Erfolg &#8211; das Stück war bis 1766 auf der Bühne der &#8220;Operalnia&#8221; zu sehen. Beachtenswert ist, dass die Handlung im dritten Akt von &#8220;Natręci&#8221; im Sächsischen Garten stattfindet.
Abgesehen vom Ansehen wollte der erleuchtete König Stanisław August, dass das polnische Theater eines der Elemente ist, das die polnische Gesellschaft aufklärt. Es war kein Zufall, dass &#8220;Natręci&#8221; die Unzulänglichkeiten des Adels verspottete.
Die Geschichte der &#8220;Operalnia&#8221; endete 1772, als das Gebäude aufgrund seines baufälligen Zustands abgerissen wurde. An dieses für die Anfänge des polnischen Theaters einzigartige Bauwerk erinnert heute ein Gedenkstein an der Kreuzung der Marszałkowska- und Królewska-Straße.

Geburt des Nationaltheaters

Dieser Ort ist mit der Person von Wojciech Bogusławski verbunden &#8211; einem universell begabten Künstler (Schauspieler, Regisseur, Dramatiker, Opernsänger), Direktor des Nationaltheaters, der aufgrund seiner zahlreichen Verdienste für die nationale Bühne als &#8220;Vater des polnischen Theaters&#8221; bezeichnet wird. Auf der Bühne des Theaters am Krasińskich-Platz wurde 1794 die Oper &#8220;Cud mniemany, czyli Krakowiacy i Górale&#8221; (&#8220;Ein vermutliches Wunder, das sind Krakauer und Hochländer&#8221;) (mit einem Libretto von Wojciech Bogusławski) uraufgeführt.
Der nächste Umzug des Nationaltheaters &#8211; in das Gebäude, das noch heute diese Funktion erfüllt &#8211; fand im Jahr 1833 statt. Das monumentale, von Antonio Corazzi entworfene Gebäude wurde von den russischen Besatzern jedoch &#8220;Teatr Wielki&#8221; (Großes Theater) genannt (nach dem Novemberaufstand war der Begriff &#8220;national&#8221; für die Invasoren inakzeptabel). In der Nähe befand sich das Brühlsche Palais.
Das prachtvolle Theater, das eine noch klarere Trennung zwischen Schauspiel, Oper und Ballett ermöglichte, war in den nächsten Jahrzehnten Zeuge von Auftritten großer Schauspielstars (allen voran Helena Modrzejewska). Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens wurde es zum Schauplatz der Lebenswerke berühmter Theaterregisseure. 
Zu den Direktoren des Nationaltheaters aus der Vorkriegszeit, deren Namen in die Geschichte der polnischen Bühne eingegangen sind, gehören Juliusz Osterwa, Jan Lorentowicz, Ludwik Solski, Aleksander Zelwerowicz und Wilam Horzyca.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut, nahm das Theatergebäude 1949 seine Tätigkeit wieder auf. Das heutige Aussehen dieses monumentalen Bauwerks wurde auch durch spätere Rekonstruktionen und Änderungen beeinflusst. So wurde zum Beispiel 2002 die Quadriga mit Apollon, welche die Fassade ziert, hinzugefügt.

Das Nationaltheater

&#8220;Kurier Warszawski&#8221; begann seinen Bericht über die Eröffnung des neuen Theaters mit einer Warnung. &#8220;(&#8230;) dass es niemand wagen sollte, während der Aufführungen Zigarren oder Zigaretten zu rauchen, nicht nur im Theatergebäude selbst, sondern auch in dessen Umgebung&#8221;. Diese Empfehlung schien sehr angemessen: Das Gebäude war aus Holz gebaut.
Das von der Warschauer Zeitung erwähnte Wort &#8220;vorläufig&#8221; beruhte auf der Annahme, dass das Theater im Sächsischen Garten nur eine provisorische Bühne für das Große Theater sein sollte, das gerade renoviert wurde (&#8220;[&#8230;] alles, von den Hüten auf den Köpfen der Männer bis zum Bier, das in der Gaststätte Lourse höflich verkauft wird, ist eine vorläufige Maßnahme&#8221;). Diese vorläufige Funktion beeinflusste auch die Gestalt des Gebäudes: Die Bühne hatte eine ähnliche Größe wie die des Großen Theaters, und der Zuschauerraum war für etwa tausend Personen vorgesehen.
Die Annahme der Vorläufigkeit des Gebäudes sollte sich jedoch als falsch erweisen. Das Sommertheater war bei den Bürgern Warschaus sehr beliebt, was vielleicht auch an seiner hervorragenden Akustik lag. Sein vielseitiges Repertoire umfasste Dramen, Operetten, Farcen und sogar Ballett.
Auf genau dieser Bühne des Sommertheaters trat die bekannte Schauspielerin Helena Modrzejewska zum letzten Mal vor ihrer Abreise nach Amerika im Juni 1891 auf.
Das Gebäude (das 1890 für den Winterbetrieb umgebaut und 1902 mit Strom versorgt wurde) diente Warschaus Einwohnern bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Kurz nach dem deutschen Einmarsch in Polen, am 4. September 1939, wurde das Theatergebäude in ein Munitionslager umgewandelt. Am 9. September 1939 wurde es während eines deutschen Bombenangriffs zerstört.

Kapitel I

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel II